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Der Gotteswahn

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Richard Dawkins: Der GotteswahnZwei Dinge vorweg: Einen tatsächlichen Gottesbeweis zu führen, an dem keine berechtigten Zweifel mehr angebracht wären, ist bislang niemandem gelungen. Das Umgekehrte freilich gilt gleichermaßen! Auch ein Beweis für die Nichtexistenz Gottes konnte bisher nicht erbracht werden. Und es steht auch nicht zu erwarten, dass sich daran in absehbarer Zeit etwas ändern könnte. Auch wenn er selbst felsenfest vom Gegenteil überzeugt sein mag, und wenn noch so viele ihm folgen mögen: Auch Richard Dawkins ist dies mit Der Gotteswahn nicht gelungen. Das freilich ist auch kein Wunder, weil eine endgültige Antwort auf diese, die gesamte Menschheitsgeschichte durchziehende Streitfrage nun einmal schlechterdings unmöglich ist.

Soweit, so gut. Aber bedeutet dies, dass man sich die Lektüre dieses mit großem Furor verfassten Werkes sparen sollte? Mitnichten! Denn vieles von dem, was der Evolutionsbiologe Dawkins gegen die Religionen vorbringt -- denn nur gegen diese und nicht etwa gegen den nach seiner festen Überzeugung gar nicht existierenden Gott kann seine Kampfschrift ja gerichtet sein -- lohnt es, dass man sich damit ebenso unvoreingenommen wie kritisch auseinandersetzt. Auch wenn man die Schlussfolgerungen des Autors nicht teilen mag, so bietet Der Gotteswahn doch einen, wenn auch sehr subjektiven Überblick der Genese der „Gotteshypothese“, der gängigen Argumente für und wider die Existenz Gottes sowie der Wurzeln von Moral und Religion. Auch Dawkins Entwicklung seiner Hypothese, dass Religiosität nichts weiter als der Ausdruck einer -- was freilich zu denken geben sollte, mehr als massenhaft vorkommenden und ergo wohl anthropologisch einigermaßen konstanten -- psychischen Dysfunktion sei, lohnt nachvollzogen zu werden (und sei es auch nur, um sie für sich zu widerlegen). Über die Existenz oder Nichtexistenz Gottes freilich ist damit immer noch nichts Abschließendes gesagt. Aber das war ja auch nicht zu erwarten.

Dawkins hat seinem Buch ein Zitat des 2001 verstorbenen Schriftstellers Douglas Adams vorangestellt, dem das Buch gewidmet ist: „Genügt es nicht zu sehen, dass ein Garten schön ist, ohne dass man auch noch glauben müsste, dass Feen darin wohnen?“ Gewiss, so wollen wir meinen, das würde genügen. Aber wenn nun doch tatsächlich auch Feen darin wohnten? Wäre das wirklich so schlimm? Solange wir uns nicht um sie schlügen, wäre das doch eine feine Sache! Und wenn wir uns doch um sie schlügen, dann wären die Feen doch immer noch da?! Und so ist es am Ende doch wie immer: der Vorhang zu und alle Fragen offen. --Andreas Vierecke

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