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Wer weint schon um Abdul und Tanaya?



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Wer weint schon um Abdul und Tanaya?Dieses Buch ist ein flammender Appell für den Frieden und eine Abrechnung mit dem bisher geführten "Kreuzzug gegen den Terror": Jürgen Todenhöfer hält "die Idee, den internationalen Terrorismus mit einem konventionellen Krieg zu bekämpfen, für eine katastrophale intellektuelle Fehlleistung". Krieg mache immer Unschuldige zu Opfern, schreibt der Politiker. Gegen fanatische Gewalttäter sei dieses Mittel hingegen wirkungslos.

Jürgen Todenhöfer ist kein berufsmäßiger Friedensaktivist. Im Gegenteil: Der promovierte Jurist saß fast 20 Jahre lang für die CDU im Bundestag und war dort Experte für Entwicklungs- und Rüstungskontrollpolitik. Heute steht er als stellvertretender Vorstandschef an der Spitze des Medienkonzerns Burda. Dass jemand wie er ein solch leidenschaftliches Buch schreibt, mag überraschen. Gleichzeitig macht es Wer weint schon um Abdul und Tanaya? um so lesenswerter.

Als die Amerikaner nach dem 11. September 2001 afghanische Städte und Dörfer bombardierten, seien dort keine Terroristen getötet worden, sondern Zivilisten, schreibt Todenhöfer. Die meisten Al-Qaida-Kämpfer entkamen, Bin Laden wurde nicht gefasst. Ungerechtigkeit aber ist für Todenhöfer der fruchtbarste Nährboden für neuen Terrorismus. Und er verweist darauf, dass die Zahl blutiger Anschläge weltweit -- von Djerba bis Bali -- seit Beginn des Anti-Terror-Krieges dramatisch gestiegen sei. "Wenn so Siege gegen den Terrorismus aussehen, wie sehen dann erst Niederlagen aus?", fragt Todenhöfer bitter.

Eindringlich warnt Todenhöfer davor, im Irak nun all diese Fehler noch einmal zu wiederholen. Für ihn hätte ein solcher "vorbeugender Angriffskrieg" nicht nur völkerrechtlich unabsehbare Konsequenzen, sondern auch politisch, wirtschaftlich, militärisch -- und vor allem, was die Opfer unter der Zivilbevölkerung angeht. Todehöfer fragt: "Wie viele schuldlose Männer, Frauen und Kinder darf man töten, um einen Diktator aus dem Amt zu jagen?" In packenden Reportagen berichtet der CDU-Mann von seinen Reisen nach Afghanistan und in den Irak, wo er jene Menschen getroffen hat, die in den Planungen der Militärs allenfalls als Zahlen auftauchen.

Todenhöfer formuliert persönlich, emotional und voller Engagement. Der Vater dreier Kinder verweist immer wieder auf die menschliche Dimension des Krieges. Er ist ein Mann mit Idealen, keine Frage. Zugleich argumentiert der ehemalige Unionspolitiker realpolitisch, so dass man seine Forderungen nicht als naiv beiseite wischen kann. Zudem ist der Burda-Manager kein Pazifist, und schon gar kein Anti-Amerikaner. Resultat: ein eindrückliches Buch von aktueller Brisanz. --Christoph Peerenboom


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