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Wer Im Namen der Anklage. Meine Jagd auf Kriegsverbrecher und die Suche nach Gerechtigkeit aus der Feder der Chefanklägerin des Internationalen Strafgerichtshofs; Carla del Ponte, und ihres Mitautors Chuck Sudetic aufschlägt, ist zunächst etwas verwirrt. Denn es beginnt mit der Aussage einer Frau, die beim Massaker von Srebrenica im Juli 1995 unter den rund 8.000 Toten lag, bevor sie mit einem Überlebenden entkommen konnte. „Als er mich verbunden hatte, bin ich auf seinem Schoß eingeschlafen, denn ich hatte schon sehr, sehr lange nicht geschlafen“, heißt es in dem Motto. Und als der Mann sie am nächsten Morgen fragt wohin sie gehen sollen, sagt die Frau: „Ich weiß es nicht.“ So eine Belanglosigkeit, erwischt man sich zu denken, steht als Motto vor einem Buch, von dem man sich ja nicht zuletzt Auskunft über Kriegsverbrechen und die Arbeit im Namen der Gerechtigkeit erhofft?
Bald schon aber wird klar, dass Im Namen der Anklage die lauten Töne gar nicht nötig hat. Einfühlsam schildert das Buch den Werdegang einer Frau, die von einer Gastwirtstochter im Tessin zur wohl wichtigsten Streiterin gegen die Verbrechen gegen die Menschlichkeit wurde: von den Kriegsverbrechen im ehemaligen Jugoslawien und des Prozesses gegen den serbischen Präsidenten Slobodan Milošević oder die vergebliche Jagd auf General Ratko Mladić über den Völkermord in Ruanda bis hin zum mühevollen Kampf gegen die Bürokratie des Tribunals oder zum Ringen mit Serbien um Kompromisse.
All dies ist spannend und aufschlussreich zu lesen. Im Namen der Anklage ist ein wichtiges Buch. Und es ist auch noch gut geschrieben. - Isa Gerk